Habakuk by Helmut Vorndran

Habakuk by Helmut Vorndran

Autor:Helmut Vorndran [Vorndran, Helmut]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863588793
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


Der gelbe Nikolaus

Die Bratwurst war schon gut zur Hälfte in seinen Verdauungstrakt unterwegs, als auch Annagret Sophie mit ihrer Mama zusammen den Bratwurststand verließ und auf Lagerfeld zukam. Der eleganten Mutter war das peinliche Befinden groß und breit ins Gesicht geschrieben. Glücklicherweise war das Töchterchen nun vollauf mit dem Vertilgen des Grillgutes beschäftigt, sodass Mama sich schleunigst mit der Beseitigung eventuell entstandener Missverständnisse beschäftigen konnte.

»Entschuldigen Sie, Herr Schmitt, mir ist es wirklich sehr unangenehm, Sie in dieser Art und Weise behandelt zu haben, das müssen Sie mir bitte glauben«, brachte sie leicht errötet hervor.

Lagerfeld sagte nichts, sondern stopfte sich erst einmal den Rest der Wurst in den Mund. Er machte eine sehr zufriedene Miene zum bösen Spiel und kaute genüsslich und ausgiebig. Sollte Madame Vornehm ruhig noch ein wenig leiden, Strafe musste sein.

»Ja, äh, gestatten Sie bitte, dass ich mich vorstelle. Isabella von Süppel, und das ist meine Tochter Annagret Sophie. Annagret Sophie, sag bitte guten Tag zu dem netten Herrn Schmitt von der Polizei.«

Annagret Sophie reichte dem Kommissar mit vollem Mund ihre kleine Hand, die Lagerfeld, ebenfalls kauend, nahm und schüttelte. Das Mädchen schaffte es als Erste, das Essen hinunterzuschlucken, und fragte: »Also gut, Mama, ist das jetzt doch der gelbe Nikolaus, oder wie?«

Lagerfelds Grinsen wurde immer breiter, während Isabella von Süppel nur verlegen ihre Gesichtsfarbe weiter in den roten Spektralbereich verschob. Die Peinlichkeiten nahmen kein Ende.

»Äh, nein, Kind, Herr Schmitt ist von der Polizei und möchte etwas von uns wissen. Apropos …« Endlich deutete sich eine Möglichkeit an, das Thema zu wechseln. »Herr Kommissar, ich glaube, es ist besser, ich bringe Sie zu unserer Vorsitzenden, die kann Ihnen sicher mehr über die örtlichen Gegebenheiten erzählen, ich selbst bin ja gar nicht von hier.«

Bernd Schmitt hatte seine Bratwurst samt Brötchen in die Verdauung geschickt, war also nun wieder unter den Redenden. Er zuckte mit den Schultern und meinte bereitwillig: »Ja, gern, wenn ich mit einem ›Local‹ spreche, macht das die Sache sicher einfacher. Wo finden wir denn Ihre Vorsitzende?«

»Oh, die ist hinten in der Scheune und verkauft selbst gebackene Süßigkeiten. Wenn Sie mir bitte folgen möchten.« Isabella von Süppels Hand krampfte sich um die ihrer Tochter, und sie begann eiligst damit, diese in Richtung Scheune hinter sich herzuschleppen. Gelang es ihr, diesen absonderlich aussehenden Polizisten bei Dorothe zu entsorgen, standen die Chancen verdammt gut, dass sich das unangenehme Kapitel an diesem Abend endlich beenden ließ. So schnell es ging, zog sie ihre Tochter durch die dicht stehenden Menschen, die sich im Innenhof um die wärmenden Befeuerungsanlagen aus Ölfässern scharten.

Rechtsseitig im Haupthaus erkannte Lagerfeld eine Töpferei, die für den Weihnachtsmarkt ihre Pforten geöffnet hatte, davor hatte sich auf einer kleinen Steinrampe eine Blaskapelle aufgebaut, die sich anschickte, Weihnachtslieder über ihr reichlich vorhandenes Blech zu intonieren. Auf der linken Seite war ein Glühweinstand aufgebaut, neben dem sich eine Käsetheke breitgemacht hatte. »Slow Food« war auf dem Schild dahinter zu lesen. Na toll, dachte Lagerfeld ratlos. Optimisten, die langsames Essen verkauften. Wo zum Henker war er denn hier hineingeraten?

Während der ganzen Zeit,



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